Handwerkspolitischer Dialog:
Starkes Handwerk braucht gute Politik
Vor der Landtagswahl haben sich Landtagskandidatinnen und -kandidaten von CDU, FDP, SPD und Bündnis 90/Grüne in der Handwerkskammer den Fragen des OWL-Handwerks gestellt. Die Veranstaltung mit Wiebke Brems (Bündnis 90/Die Grünen), Christina Kampmann (SPD), Daniel Sieveke (CDU) und Martina Hannen (FDP) wurde von der Handwerkskammer OWL gemeinsam mit den fünf Kreishandwerkerschaften organisiert und online live übertragen.
Präsident Peter Eul begrüßte die Gäste aus der Politik und die Spitzen des regionalen Handwerks vor Ort und zahlreiche Interessierte an den Bildschirmen. Eul betonte die Bedeutung des Handwerks für das Land Nordrhein-Westfalen: „An der Zukunft des Landes zu bauen, heißt auch einem starken Handwerk vertrauen.“ Besonders in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Bildung nehme das Handwerk unverzichtbare Aufgaben wahr. Marcus Werner vom WDR moderierte die Diskussion.
Über alle Parteien hinweg waren sich die Politiker einig: Der schleppende Glasfaserausbau, der immer größer werdende Fachkräftemangel und die überbordende Bürokratie stellen große Hürden für das Handwerk dar. Die angebotenen Lösungen waren aber recht kontrovers und die Diskussion lebhaft. Am meisten Einigkeit bestand bei der Notwendigkeit, zügig vor allem Gewerbegebiete mit einer Glasfaseranbindung auszustatten. „In Nordrhein-Westfalen verfügen nur ein Drittel der Gewerbegebiete über Glasfaseranschlüsse“, erklärte Christina Kampmann. Im Zuge der Digitalisierung, bei der das Handwerk eine Schlüsselposition einnimmt, ist das ganz und gar nicht ausreichend. Dies gilt umso mehr, als die Handwerksbetriebe ja oftmals nicht in Gewerbegebieten konzentriert sind, sondern sich über die gesamte Fläche OWLs verteilen, wo schnelles Internet noch seltener verfügbar ist. „Die Sehnsucht des Handwerks nach Digitalisierung ist groß“, bestätigte Michael Lutter, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe. Die Handwerksfamilie beschäftige mehrere Digitalberaterinnen und -berater, um Betriebe dabei zu unterstützen, digitale Prozesse einzuführen.
Unbestritten ist auch der akute Fachkräftemangel. „Deutschlandweit werden im Jahr 2030 knapp 440.000 Handwerkerinnen und Handwerker fehlen“, erklärte Präsident Peter Eul, fünf Jahre später liege die Zahl schon bei 800.000. Handwerkerinnen und Handwerker seien die Umsetzer der anstehenden Energiewende so Eul, daher müsse alles unternommen wer-den, um mehr junge Leute für das Handwerk zu begeistern.
„20 Milliarden Euro will die Landesregierung nach der mittelfristigen Finanzplanung für die Stärkung der Hochschulen und damit für die akademische Ausbildung ausgeben“, betonte Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL. Das Handwerk und damit die berufliche Bildung bekomme nur einen Bruchteil davon. Damit sei die politisch gerne postulierte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung nicht gegeben. Die ostwestfälisch-lippische Handwerksfamilie habe sich auf den Weg gemacht und baue ihre Bildungsstätten zu „Leuchttürmen“ aus, die die Konkurrenz mit akademischen Einrichtungen nicht scheuen müssen. Dafür brauche es aber langfristig mehr Geld, so Prager.
CDU-Politiker Sieveke sprach sich dafür aus, die Meisterausbildung und Fort- und Weiterbildung im Handwerk finanziell stärker zu fördern. Für die Entscheidungen müsse aber der Bund mitgenommen werden. „Wir müssen die Talente zur Entfaltung bringen“, betonte die FDP-Politikerin Hannen und lobte die aktuelle Imagekampagne, die Kinder im Vorschul- und Grundschulalter anspricht. Hannen stellte die Vorteile eines gegliederten Schulsystems heraus. Ab den Klassen 4 und 5 sollte die Schulform ausgewählt werden, die den Talenten der Schülerinnen und Schüler entspreche. Kampmann von der SPD kann sich vorstellen, dass an der gymnasialen Oberstufe ein handwerklicher Zweig eingeführt wird. Die Grünen-Politikerin Brems forderte eine verstärkte Unterstützung von Schülerinnen und jungen Frauen, die sich für technische Berufe interessieren.
CDU-Politiker Sieveke wies auf die Schwierigkeit hin, an Gymnasien und Gesamtschulen für das Handwerk zu werben. Anfragen würden dort oft abgeblockt, Hauptziel sei das Abitur. Der Gütersloher Kreishandwerks-meister Georg Effertz berichtete von ähnlichen Erfahrungen im Kreis Gütersloh. „Wir brauchen Zugang zu den Schulen“, forderte Effertz.
Die überbordende Bürokratie lähmt das wirtschaftliche Geschehen, diese Tatsache erkannten die politischen Gäste gleichermaßen an. „50 Prozent der Zeit einer handwerklichen Führungskraft entfallen auf bürokratische Aufgaben“, erläuterte Heiner Dresrüsse, Vizepräsident der Handwerkskammer. Aus dem Livechat bestätigte ein Handwerksmeister, dass die bürokratischen Auflagen für kleine und mittlere Betriebe im Vergleich viel zu hoch sind. Hannen und Sieveke wiesen auf die in der laufenden Legislaturperiode beschlossenen Entfesselungspakete hin. Diese Politik möchten sie gerne fortsetzen. Grundlage für die Überlegungen zur Abschaffung bürokratischer Regeln müsse ein „Vertrauensvorschuss für die Unternehmen sein“. Die Vertreterin der SPD versprach einen „Check aller bürokratischen Vorgaben“ nach der Wahl und kritisierte die Ergebnisse der Entfesselungspakete als unzureichend.
Handwerkspolitischer Dialog:
Starkes Handwerk braucht gute Politik
Vor der Landtagswahl haben sich Landtagskandidatinnen und -kandidaten von CDU, FDP, SPD und Bündnis 90/Grüne in der Handwerkskammer den Fragen des OWL-Handwerks gestellt. Die Veranstaltung mit Wiebke Brems (Bündnis 90/Die Grünen), Christina Kampmann (SPD), Daniel Sieveke (CDU) und Martina Hannen (FDP) wurde von der Handwerkskammer OWL gemeinsam mit den fünf Kreishandwerkerschaften organisiert und online live übertragen.
Präsident Peter Eul begrüßte die Gäste aus der Politik und die Spitzen des regionalen Handwerks vor Ort und zahlreiche Interessierte an den Bildschirmen. Eul betonte die Bedeutung des Handwerks für das Land Nordrhein-Westfalen: „An der Zukunft des Landes zu bauen, heißt auch einem starken Handwerk vertrauen.“ Besonders in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Bildung nehme das Handwerk unverzichtbare Aufgaben wahr. Marcus Werner vom WDR moderierte die Diskussion.
Über alle Parteien hinweg waren sich die Politiker einig: Der schleppende Glasfaserausbau, der immer größer werdende Fachkräftemangel und die überbordende Bürokratie stellen große Hürden für das Handwerk dar. Die angebotenen Lösungen waren aber recht kontrovers und die Diskussion lebhaft. Am meisten Einigkeit bestand bei der Notwendigkeit, zügig vor allem Gewerbegebiete mit einer Glasfaseranbindung auszustatten. „In Nordrhein-Westfalen verfügen nur ein Drittel der Gewerbegebiete über Glasfaseranschlüsse“, erklärte Christina Kampmann. Im Zuge der Digitalisierung, bei der das Handwerk eine Schlüsselposition einnimmt, ist das ganz und gar nicht ausreichend. Dies gilt umso mehr, als die Handwerksbetriebe ja oftmals nicht in Gewerbegebieten konzentriert sind, sondern sich über die gesamte Fläche OWLs verteilen, wo schnelles Internet noch seltener verfügbar ist. „Die Sehnsucht des Handwerks nach Digitalisierung ist groß“, bestätigte Michael Lutter, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe. Die Handwerksfamilie beschäftige mehrere Digitalberaterinnen und -berater, um Betriebe dabei zu unterstützen, digitale Prozesse einzuführen.
Unbestritten ist auch der akute Fachkräftemangel. „Deutschlandweit werden im Jahr 2030 knapp 440.000 Handwerkerinnen und Handwerker fehlen“, erklärte Präsident Peter Eul, fünf Jahre später liege die Zahl schon bei 800.000. Handwerkerinnen und Handwerker seien die Umsetzer der anstehenden Energiewende so Eul, daher müsse alles unternommen wer-den, um mehr junge Leute für das Handwerk zu begeistern.
„20 Milliarden Euro will die Landesregierung nach der mittelfristigen Finanzplanung für die Stärkung der Hochschulen und damit für die akademische Ausbildung ausgeben“, betonte Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL. Das Handwerk und damit die berufliche Bildung bekomme nur einen Bruchteil davon. Damit sei die politisch gerne postulierte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung nicht gegeben. Die ostwestfälisch-lippische Handwerksfamilie habe sich auf den Weg gemacht und baue ihre Bildungsstätten zu „Leuchttürmen“ aus, die die Konkurrenz mit akademischen Einrichtungen nicht scheuen müssen. Dafür brauche es aber langfristig mehr Geld, so Prager.
CDU-Politiker Sieveke sprach sich dafür aus, die Meisterausbildung und Fort- und Weiterbildung im Handwerk finanziell stärker zu fördern. Für die Entscheidungen müsse aber der Bund mitgenommen werden. „Wir müssen die Talente zur Entfaltung bringen“, betonte die FDP-Politikerin Hannen und lobte die aktuelle Imagekampagne, die Kinder im Vorschul- und Grundschulalter anspricht. Hannen stellte die Vorteile eines gegliederten Schulsystems heraus. Ab den Klassen 4 und 5 sollte die Schulform ausgewählt werden, die den Talenten der Schülerinnen und Schüler entspreche. Kampmann von der SPD kann sich vorstellen, dass an der gymnasialen Oberstufe ein handwerklicher Zweig eingeführt wird. Die Grünen-Politikerin Brems forderte eine verstärkte Unterstützung von Schülerinnen und jungen Frauen, die sich für technische Berufe interessieren.
CDU-Politiker Sieveke wies auf die Schwierigkeit hin, an Gymnasien und Gesamtschulen für das Handwerk zu werben. Anfragen würden dort oft abgeblockt, Hauptziel sei das Abitur. Der Gütersloher Kreishandwerks-meister Georg Effertz berichtete von ähnlichen Erfahrungen im Kreis Gütersloh. „Wir brauchen Zugang zu den Schulen“, forderte Effertz.
Die überbordende Bürokratie lähmt das wirtschaftliche Geschehen, diese Tatsache erkannten die politischen Gäste gleichermaßen an. „50 Prozent der Zeit einer handwerklichen Führungskraft entfallen auf bürokratische Aufgaben“, erläuterte Heiner Dresrüsse, Vizepräsident der Handwerkskammer. Aus dem Livechat bestätigte ein Handwerksmeister, dass die bürokratischen Auflagen für kleine und mittlere Betriebe im Vergleich viel zu hoch sind. Hannen und Sieveke wiesen auf die in der laufenden Legislaturperiode beschlossenen Entfesselungspakete hin. Diese Politik möchten sie gerne fortsetzen. Grundlage für die Überlegungen zur Abschaffung bürokratischer Regeln müsse ein „Vertrauensvorschuss für die Unternehmen sein“. Die Vertreterin der SPD versprach einen „Check aller bürokratischen Vorgaben“ nach der Wahl und kritisierte die Ergebnisse der Entfesselungspakete als unzureichend.