Neuigkeiten Ihrer KH Höxter-Warburg

Wir haben nachgefragt!

Bei der Wahl zum 18. Landtags des Landes Nordrhein-Westfalen am 15. Mai 2022 werden die politischen Weichen neu gestellt.

Wir als Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg sind die Stimme des Handwerks im Kreis Höxter und vertreten die Gesamtinteressen des Handwerks gegenüber der öffentlichen Verwaltung, der Politik, aber auch in der gesamten Öffentlichkeit und innerhalb der Wirtschaft im Kreis Höxter.

Aus diesem Grund haben wir im Vorfeld der Landtagswahlen die Positionen zum Handwerk in Form von acht Themenbereichen erfragt und Kandidatinnen und Kandidaten für ein Landtagsmandat für den Kreis Höxter in Düsseldorf mit Bitte um Stellungnahme angeschrieben.

Die Stellungnahmen möchten wir Ihnen an dieser Stelle nicht vorenthalten.

Matthias Goeken Mdl. (CDU)

Alter: 57
Wohnort: Bad Driburg
Beruf: Bäckermeister

Nora Wieners (SPD)

Alter: 29
Wohnort: Warburg
Beruf: Bereichsleitung Arbeitsmarktintegration

Foto: Isabella Thiel

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)

Alter: 64
Wohnort: Nieheim-Erwitzen
Beruf: Selbständiger Großhandelskaufmann Elektro und Sanitär

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)

Alter: 50
Wohnort: Nieheim
Beruf: Lehrerin

Foto: Jekaterina Knyasewa

Matthias Goeken (CDU)
Die CDU Landtagsfraktion hat den Bürokratieabbau in den letzten Jahren vorangetrieben und acht Entfesselungspakete mit rund 150 Maßnahmen verabschiedet. Auch in Zukunft wollen wir eine Wirtschaft ohne Bürokratiebremse. Wir werden Bürokratie weiter abbauen und geben das Ziel aus: „One in – two out“, d. h. wir werden bei neuen Regelungen zwei bestehende auslaufen lassen. Zukünftig möchten wir die schnellsten Genehmigungsverfahren und Planungsprozesse bundesweit haben und auch die Informations- und Dokumentationspflichten weiter vereinfachen.

Nora Wieners (SPD)
Die SPD sieht nachhaltiges Wachstum – ökonomisch, ökologisch und sozial – als eine Kernaufgabe für die kommenden Jahre. Das Gelingen der sozial-ökologischen Transformation ist eine Frage des Standortvorteils, der Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands sowie des Wohlstands und der Guten Arbeit von morgen. Daher wollen wir mittelständische Betriebe über einen 30 Mrd. Euro Transformationsfonds insbesondere bei der Umstellung der Energieträger und der Umsetzung kreislauforientierter Ansätze unterstützt.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Die FDP hat schon in der Ampelkoalitionsvereinbarung im Gegensatz zu allen anderen Parteien dafür gesorgt, dass Steuererhöhungen von vorneherein ausgeschlossen sind, ebenso dass die Schuldenbremse zukünftig wieder eingehalten wird.
Die FDP steht für Entbürokratisierung (acht „Entfesselungspakete“, Abschaffung von rund 60 überflüssigen Gesetzen und Regelungen bis 2021 in NRW) und zukünftig weiter zu schaffende Freiräume für insbesondere mittelständische Unternehmen.
In der laufenden Legislaturperiode wurde u.a. das Mittelstandsförderungsgesetz novelliert; die Meistergründungsprämie wurde erhöht.
Ich fände es gut, wenn Sie durch Ihre Handwerksbetriebe konkrete Beispiele für unnötige, weiter bestehende bürokratische Lasten notierten, um anhand dieser Beispiele dagegen vorzugehen, s.a. Ihr Beispiel mit dem Frauen WC. Ich würde die Kreishandwerkerschaft dabei persönlich unterstützen.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Wir wollen den Bürokratieaufwand für das Handwerk und andere kleine Unternehmen deutlich reduzieren und vereinfachen. Regulierungen müssen stärker an der Betriebsgröße orientiert und dadurch Handwerksbetriebe spürbar entlastet werden.
Steuern und Sozialabgaben beruhen derzeit auf dem für das Handwerk entscheidendem Faktor Arbeit, während Kapitaleinkommen privilegiert werden. Eine gerechtere Einbeziehung von Kapitaleinkünften in die Erhebung von Steuern und Sozialabgaben (solidarische Bürgerversicherung) würde arbeitsintensive Branchen entlasten. Für die notwendigen bundespolitischen und internationalen Reformen setzen wir GRÜNEN uns seit langem auf allen Ebenen ein.

Matthias Goeken (CDU)
Wir wollen eine echte Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung erreichen. Die dualen Studien- und Berufsausbildungsgänge in Kombination mit dem Erwerb des Meisterbriefs sind bereits innovative Ansätze, die in NRW umgesetzt wurden. Diese möchten wir erfolgreich weiterentwickeln. Unser Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für die betriebliche Aus- und Weiterbildung weiterhin konsequent zu verbessern. Wir haben in NRW bereits dafür gesorgt, dass die Grund- und Fachstufenlehrgänge der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung im Handwerk stärker gefördert werden. Das Land übernimmt nun ein Drittel der Kosten – das sind für das Jahr 2022 zum Beispiel rund 7 Millionen Euro mehr.

Nora Wieners (SPD)
Für uns sind Master und Meister:in ebenbürtige berufsqualifizierende Abschlüsse, die gleichermaßen gesellschaftlichen Respekt und Anerkennung verdienen. Aus dieser Überzeugung heraus werden wir die Meisterausbildung, nach dem Vorbild des Masters an der Hochschule, von Kosten befreien. Das Land wird die Kosten übernehmen, die Meister:innen bei ihrer Ausbildung, nach Abzug des bewährten Meister-BAföG und anderer Förderungen, entstehen. Die Zahl der Studienstandorte für Lehramt am Berufskolleg wird erhöht, ergänzend sollen Hochschulen für angewandte Wissenschaften auch Lehrkräfte ausbilden.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Der Meister muss mit dem Master gleichgestellt werden.
Im Haushalt 22 werden über 700 zusätzliche Stellen für die berufliche Bildung geschaffen.
Die berufliche Bildung muss gerade auch in den ländlichen Regionen gefördert werden. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das Berufskolleg in Brakel, dessen Leiter Herr Urhahne einen ausgezeichneten, überdurchschnittlichen Einsatz in diesem Sinne mit seinem Team bietet.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Nachhaltigkeit und Reparierbarkeit sind die wichtigsten Produkteigenschaften für die Zukunft. Hier wird das Handwerk für unsere regionalen Kreisläufe wieder an Bedeutung gewinnen. Deshalb wollen wir mehr Themen von Handwerk, Ausbildungsberufen und Unternehmertum in die Bildungsarbeit der Schulen auch an den Gymnasien integrieren.
Wir streben die Gleichstellung von betrieblicher und akademischer Ausbildung an durch Angleichung der Rahmenbedingungen für Azubis und Studierende an (Azubi-Bafög, Ticket, Erasmus für Azubis) wollen wir Ausbildung attraktiver machen.
Wir wollen die Meisterausbildung dem Bachelor gleichstellen und fordern, dass sie zukünftig analog nahezu kostenlos ist.

Matthias Goeken (CDU)
Nur wenn junge Menschen die Chancen nicht nur der akademischen, sondern gleichwertig die der beruflichen Bildung ergreifen, gelingt uns die Fachkräftesicherung. Mit der weltweiten nordrhein-westfälischen Fachkräfteoffensive für unser Land mit der Kampagne „Neue Chancen NRW“ starten, wollen wir mehr Fachkräfte gewinnen. Zudem werden wir die duale Ausbildung weiter stärken. Dazu gehört auch die Absicherung kleiner Fachklassen im Handwerk. Darüber hinaus werden wir zukünftige Handwerksmeisterinnen besonders fördern – unter anderem durch die Förderung der Meisterausbildung mit einem „Meister-Bonus“ in Höhe von 3.000 Euro und durch die attraktiver gestaltete Meistergründungsprämie.

Nora Wieners (SPD)
Wir brauchen eine Offensive „Das gute Handwerk“. Darin sollte sowohl die Leistungsfähigkeit der Handwerksunternehmen als auch die Attraktivität des Handwerksberuf positiv dargestellt werden. Dies beginnt bereits bei der Ausbildung. Ausbildungsbetriebe sollen eine finanzielle Entlastung erfahren, wenn sie ausbilden. Dann gilt es auch die Menschen an sich zu binden und das umfasst beispielsweise die Anpassung von Arbeitszeit und Gehalt, Aufstiegsmöglichkeiten sowie die Vielfältigkeit der Aufgaben. Die Aufstiegschancen werden vom Land durch die Übernahme der Meister:innenschule unterstützt.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Die FDP steht für gezielte bedarfsgerechte Einwanderung, wie Schaffung einer Serviceagentur zur Fachkräfteeinwanderung und gezielte Jobbörsen.
Die berufliche Bildung ist der akademischen gleichzustellen und zu fördern, s.2. („Meister = Master“).
Die MINT-Fächer und digitale Kompetenzen wollen wir stärken.
Weiteres Vorantreiben der Maßnahmen des „Innovationsdialogs Handwerk NRW“.
Förderung der beruflichen Bildung, (s.a. unten) Senkung der Eingangsgrößen für Berufsschulklassen.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Dem Fachkräftemangel wollen wir mit einer Fachkräfte- und Qualifizierungsoffensive begegnen. Hier schaffen wir Anreize für unterrepräsentierte Gruppen und eine verbesserte Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Dabei wollten wir Rahmenbedingungen verbessern, um Ausbildungen attraktiver zu machen. Hierzu zählen z. B. die Gleichstellung von Studium und Ausbildung, mehr und bessere überbetriebliche Praxisanteile, die Weiterentwicklung von Lerninhalten oder ein günstigeres Azubi-Ticket.

Matthias Goeken (CDU)
Für die Unternehmensnachfolge gibt es diverse Förder- und Beratungsprogramme. Zudem sind hier auch die Kammern und Innungsverbände gefragt. Damit mehr junge Menschen sich wieder selbstständig machen wollen, muss das wirtschaftspolitische Klima verbessert werden, zum Beispiel in Form von Bürokratieentlastungen. Ein Anreiz wurde bereits durch die CDU NRW geschaffen: Wir haben die Unternehmensnachfolge in den Gründerpreis NRW mit aufgenommen.

Nora Wieners (SPD)
Die Unternehmensnachfolge ist mit einem hohen Bürokratieaufwand verbunden, welcher deutlich abgebaut werden muss. Mit der Komplexität einer Übergabe sollen die Unternehmer:innen nicht alleine gelassen werden, sodass die Beratungsangebote der Kammern weiterhin unterstützt und ausgebaut werden müssen. Durch das Unterstützungsangebot kann eine Nachfolge professionell begleitet werden. Sofern kein:e Nachfolger:in benannt wurde, wird bei der Vermittlung zwischen Unternehmen und potentielle:r Nachfolger*in vermittelt. Wir wollen, dass junge Unternehmer:innen starten können und wenn es mal zur Bruchlandung kommt, dann geben wir gerne eine zweite, dritte oder immer neue Chance.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Die FDP unterstützt die Unternehmensnachfolge innerhalb und außerhalb der Familie, um bestehende Handwerksbetriebe fortzuführen und nicht zu belasten.
Es empfiehlt sich für jeden Handwerksbetrieb, der vor der Nachfolgefrage steht, sich mit darauf spezialisierten Fachleuten zu beraten. Dadurch können die vielen bestehenden Möglichkeiten, einen Handwerksbetrieb möglichst ohne Erbschafts- oder Schenkungssteuern und ohne Reibungsverluste zu übergeben, genutzt werden.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Nachfolge bedeutet für den Nachfolgenden bzw. Käufer oft die Situation wie bei einer Neugründung, d. h. er oder sie kann die bestehenden Fördermöglichkeiten einer Existenzgründung in Anspruch nehmen. Die da vorhandenen Möglichkeiten sollten daher gezielt um die Erforderlichkeiten bei einer Nachfolge erweitert und ausgebaut werden. Die Förderung aus der Arbeitslosigkeit, die Beratungs- und Begleitungsangebote sowie auch preiswerte Kredite für Existenzgründungen können da einen flankierenden Schub ermöglichen. Darüber hinaus sind bürokratische Hemmnisse bei Nachfolge- und Übergabeprozessen zu identifizieren und zu vermindern – diese Aufgabe kann nur gemeinsam mit den Unternehmen, den Kammern und Verbänden und der Politik sinnvoll angegangen werden, dafür setzen wir uns ein.

Matthias Goeken (CDU)
Hierfür wäre die Einführung einer Preisgleitklausel sowie verlässlicher Förderprogramme hilfreich. Es darf dabei vor allem nicht so verfahren werden, wie es aktuell bei der KfW-Förderung getan wurde.

Nora Wieners (SPD)
Wir haben bereits in der Corona-Krise gelernt, dass die Globalisierung der Wirtschaft auch Gefahren in sich birgt. Jahrzehntelang haben wir alle -oder fast alle- von der Globalisierung profitiert, diese ist jedoch nicht zwangsläufig nachhaltig. Da müssen wir sehr sensibel umsteuern. Ich setze mich zum Beispiel für regionale Wertschöpfungsketten und regionale Wertschöpfungszentren ein. Dort soll die Landwirtschaft und das Handwerk bessere Möglichkeiten einer regionalen Vermarktung bekommen.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Die FDP steht für soziale und freie Marktwirtschaft. Das beinhaltet Setzen der Rahmenbedingungen bei möglichst wenig Eingriff des Staates in die Märkte. Jeder einzelne Handwerksbetrieb ist gefragt, wie er die Herausforderungen des Marktes am besten bewältigt. Bisher hat das Bauhandwerk Corona-Krise und Lieferengpässe gemeistert und wird diese auch in nächster Zukunft meistern.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Wir brauchen eine tiefgreifende ökologische Transformation, mit fairen Rahmenbedingungen, die KU nicht überproportional belasten. Anstatt die Kosten der Energiewende fair zu verteilen, verteuert die Bundesregierung seit Jahren, mit Ausnahmen für große, energieintensive Unternehmen, die EEG-Umlage für die kleinen Unternehmen. Wir hingegen wollen, dass nachweislich nur Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, Vergünstigungen erhalten. Gleichzeitig planen wir die Absenkung der Stromsteuer im Rahmen einer fairen CO2-Bepreisung. Dies würde vor allem KU helfen, die bisher nicht von Stromsteuer-Gutschriften profitieren. Wer sich für die Energiewende engagiert und eigenen Strom erneuerbar erzeugt – zum Beispiel über die Photovoltaikanlage auf dem Dach –, soll dafür keine EEG-Umlage mehr zahlen müssen. Die kleinen Betriebe der Nahversorgung wollen wir mit Fördermaßnahmen für energieeffiziente Anlagen unterstützen.

Matthias Goeken (CDU)
Unser Land muss ein Ort sein, an dem Mädchen und Frauen die besten Chancen auf eine verlässliche Bildung und einen sicheren Arbeitsplatz mit fairen Löhnen haben und an dem sie immer sicher und geschützt sind. Bürokratische Hürden, die dafür sorgen, dass Frauen eine Ausbildungsplatz nicht wahrnehmen können, müssen beseitigt bzw. gelockert werden. Für die Schaffung von Ausbildungsplätzen können Betriebe zudem eine Förderprämie erhalten.

Nora Wieners (SPD)
Beginnend mit den Damen-Toiletten gibt es bereits die Regel, dass Betriebe bis zu 9 Beschäftigen „Unisex-Toiletten“ anbieten können, sodass kleine Unternehmen keine extra Toiletten einrichten müssten. Eine getrennte Benutzung muss dann gewährleistet sein. Darüber hinaus ist die Einrichtung von frauenspezifischen Ein- und Vorrichtungen wichtig, um auch Frauen für das Unternehmen gewinnen zu können. Eine echte Chancengleichheit gibt es nur, wenn Frauen dementsprechend berücksichtigt und gefördert werden. Das Land muss an dieser Stelle unterstützen.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Als Klogroßhändler freue ich mich natürlich über jedes zusätzliches WC, welches vom Handwerk eingebaut wird! :)
Als Unternehmer sage ich: Man sollte nicht jede Vorschrift genauestens einhalten, die sich irgendwelche Bürokraten in ihren Schreibstuben ausgedacht haben. Es muss der normale Menschenverstand weiterhin gelten.
Auf der anderen Seite wird sich jeder Handwerksbetrieb überlegen, mit welchen Maßnahmen er für (auch weibliche) Auszubildende und Fachkräfte attraktiv sein kann.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Die „fehlende Damentoilette“ steht sinnbildlich für eine Stufe in einem noch am Anfang stehenden Prozess, der die ehemals typisch „männlichen“ Berufen gerade im Handwerksbereich sehr langsam aber dennoch stetig auch für weibliche Auszubildende attraktiv machen soll. Alles beginnt dabei im Kopf und wird größtenteils über Sprache geregelt. Hier sind Umdenken, neu denken und vor allem eine bundesweit angelegte Marketingstrategie als unterstützende Möglichkeiten denkbar. Der Wunsch des Handwerks nach weiblichen Auszubildenden sollte dadurch sowohl mehr in das Bewusstsein der Frauen aber auch der Gesellschaft gebracht werden; Berufswahlentscheidungen werden auch von den Eltern maßgeblich mit beeinflusst. Genau so bedeutend ist, dass die vielen Innovationen und Veränderungen in den Anforderungen, die in den einzelnen Berufen gestellt werden, stärker kommuniziert werden. Manches Berufsbild stimmt mit den landläufigen Vorstellungen schon lange nicht mehr überein. Die vorhandene Attraktivität manches Berufs eben auch für weibliche Auszubildende und künftige Mitarbeiterinnen bleibt daher schlicht unentdeckt. Und um zur Damentoilette zurück zu kehren, haben unsere Nachbarn in Frankreich dazu eine pragmatische Lösung parat – anstatt Damen- und Herrentoilette zu trennen, sind dort häufig „Unisex“-Toiletten zu sehen.

Matthias Goeken (CDU)
Hierbei ist unter anderem die Lobby-Arbeit der Unternehmen und Handwerksmeister entscheidend. Je mehr diese sich in die politische Arbeit einbringen und ihre Themen platzieren, umso mehr Gehör werden sie auch finden. Die Zusammenarbeit mit den NRW Spitzenverbänden Handwerk.NRW und Unternehmerverband Handwerk funktioniert hervorragend und aufgrund dessen konnten bereits viele wichtige Entschlüsse auf der Landeseben gefasst werden.

Nora Wieners (SPD)
Wir stärken die Transparenz der politischen Willensbildung durch ein Lobbyregister und einen legislativen Fußabdruck. Darüber hinaus wird die Zusammenarbeit mit den Kammern vor Ort sowie mit den Gewerkschaften ausgebaut. Im Rahmen des Netzwerks findet ein regelmäßiger Austausch auf Augenhöhe statt. Durch die politische Stärkung des Handwerks erfährt der Bereich mehr Aufmerksamkeit und wird stärker berücksichtigt. Insbesondere bei öffentlichen Auftragsvergaben muss sich daran orientieren werden, was dem heimischen Handwerk dient.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Unterstützung oder Subventionen (in diesem Falle Auto-Prämien) einzelner Betriebe oder Branchen sind aus marktwirtschaftlicher Sicht immer mit einem Fragezeichen zu sehen.
Die gute Regelung für Kurzarbeit in Deutschland hat einiges in die Richtung bewirkt, dass Betriebe in einer schwierigen Branche die Corona-Zeit überstehen konnten.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Sie haben die Lösung Ihrer Frage bereits angedeutet – Lobby-Arbeit in den einzelnen Branchen wird unterschiedlich betrieben und zeigt daher auch unterschiedliche Ergebnisse. Gerade beim Verteilen von Geld in Krisenzeiten wie in der Pandemie wird deutlich, dass sonst funktionierende Mechanismen wie „Verteilungsschlüssel“, „Bewertungskriterien“, „Proporzen“ usw. schlecht oder nicht mehr funktionieren. Hier anzugeben, eine „Lösung“ parat zu haben, wäre nicht lauter. Aber in der Rückschau der Abläufe zu lernen und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen, das ist ein Weg, der eingeschlagen werden kann und muss. Diesen Weg wollen wir proaktiv unterstützen.

Matthias Goeken (CDU)
Um diverse Berufsausbildungsgänge wohnortnah anbieten zu können, wollen wir in Zukunft kleine Fachklassen sicherstellen. Durch die Corona-Pandemie wurde dies bereits praktiziert und hat sich bewährt. Durch die Möglichkeit, kleinere Klassen zu bilden, entfällt auch die Ungleichbehandlung zwischen dem ländlichen und dem urbanen Raum.

Nora Wieners (SPD)
Betriebe, Berufskollegs und die Politik müssen gemeinsam die wachsenden Berufsbilder evaluieren und ggf. anpassen. Die Anzahl an Berufsausbildungsgängen steigt, während die Anzahl der Auszubildenen pro Ausbildungsgang sinkt. Eine Lösung könnte die modulare Berufsausbildung sein, im Rahmen dessen die Spezialisierung in einzelnen Modulen während der Ausbildung oder im 2. bzw. 3. Ausbildungsjahr erfolgt. Anschließend sollten wir uns gemeinsam die sogenannten Bezirksfachklassen widmen. Hier brauchen wir mehr Flexibilität. Eine starre Grenze von Mindestschülerzahlen ist nicht sinnvoll, wenn z.B. eine Steigerung der Azubi-Zahlen absehbar ist.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Der ländliche Raum mit seinen besonderen Funktionen wie z.B. Nahrungsmittelversorgung, Energieversorgung, CO2 Speicher ist generell besonders zu unterstützen.
Um das Handwerk und seinen Nachwuchs im ländlichen Raum zu halten, erscheint es sinnvoll, auch im Kreis Höxter und in anderen ländlichen Regionen die Eingangsgrößen der Berufsschulklassen zu senken.
Ebenfalls wird es – wie ja auch praktiziert – sinnvoll sein, dass die Berufskollege Brakel und Höxter aus NRW mit Holzminden aus Niedersachsen zusammenarbeiten.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Bereits seit Jahren fordern wir GRÜNEN, dass hier ein Umdenken mit differenzierten Lösungen für den ländlichen Raum aber auch für Regionen, die an anderen Bundesländern oder gar Staatsgrenzen gelegen sind, die genau diesen spezifischen Umständen Rechnung tragen. Hier kann nicht alles landeseinheitlich behandelt werden, da es von den Rahmenbedingungen her ungleich ist. Dabei wäre die Absenkung der Klassenfrequenzzahlen sicherlich eine überlegenswerte Position, die wir aktiv unterstützen wollen. Weiterhin müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Aufnahmeverfahren über Länder- und Staatsgrenzen hinweg flexibler gestaltet werden. Eine echte regionale Schulentwicklungsplanung über die Weser hinweg könnte versuchsweise als Modell erprobt werden, um ein attraktives Angebot in der Region Höxter/Holzminden vorzuhalten.
Eine weitere Möglichkeit zur Entspannung der schulischen Situation im Bereich der Klassenfrequenzzahlen wäre die grundsätzliche Gestattung, allgemeinbildende Fächer (Deutsch/ Kommunikation/Sport/Religion/Ethik usw.) berufs- und lehrplanübergreifend zu unterrichten – das brächte Einsparungspotentiale und könnte damit den fachbezogenen Unterricht indirekt „mit ermöglichen“.

Wir haben nachgefragt!

Bei der Wahl zum 18. Landtags des Landes Nordrhein-Westfalen am 15. Mai 2022 werden die politischen Weichen neu gestellt.

Wir als Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg sind die Stimme des Handwerks im Kreis Höxter und vertreten die Gesamtinteressen des Handwerks gegenüber der öffentlichen Verwaltung, der Politik, aber auch in der gesamten Öffentlichkeit und innerhalb der Wirtschaft im Kreis Höxter.

Aus diesem Grund haben wir im Vorfeld der Landtagswahlen die Positionen zum Handwerk in Form von acht Themenbereichen erfragt und Kandidatinnen und Kandidaten für ein Landtagsmandat für den Kreis Höxter in Düsseldorf mit Bitte um Stellungnahme angeschrieben.

Die Stellungnahmen möchten wir Ihnen an dieser Stelle nicht vorenthalten.

Matthias Goeken Mdl. (CDU)

Alter: 57
Wohnort: Bad Driburg
Beruf: Bäckermeister

Nora Wieners (SPD)

Alter: 29
Wohnort: Warburg
Beruf: Bereichsleitung Arbeitsmarktintegration

Foto: Isabella Thiel

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)

Alter: 64
Wohnort: Nieheim-Erwitzen
Beruf: Selbständiger Großhandelskaufmann Elektro und Sanitär

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)

Alter: 50
Wohnort: Nieheim
Beruf: Lehrerin

Foto: Jekaterina Knyasewa

Matthias Goeken (CDU)
Die CDU Landtagsfraktion hat den Bürokratieabbau in den letzten Jahren vorangetrieben und acht Entfesselungspakete mit rund 150 Maßnahmen verabschiedet. Auch in Zukunft wollen wir eine Wirtschaft ohne Bürokratiebremse. Wir werden Bürokratie weiter abbauen und geben das Ziel aus: „One in – two out“, d. h. wir werden bei neuen Regelungen zwei bestehende auslaufen lassen. Zukünftig möchten wir die schnellsten Genehmigungsverfahren und Planungsprozesse bundesweit haben und auch die Informations- und Dokumentationspflichten weiter vereinfachen.

Nora Wieners (SPD)
Die SPD sieht nachhaltiges Wachstum – ökonomisch, ökologisch und sozial – als eine Kernaufgabe für die kommenden Jahre. Das Gelingen der sozial-ökologischen Transformation ist eine Frage des Standortvorteils, der Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands sowie des Wohlstands und der Guten Arbeit von morgen. Daher wollen wir mittelständische Betriebe über einen 30 Mrd. Euro Transformationsfonds insbesondere bei der Umstellung der Energieträger und der Umsetzung kreislauforientierter Ansätze unterstützt.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Die FDP hat schon in der Ampelkoalitionsvereinbarung im Gegensatz zu allen anderen Parteien dafür gesorgt, dass Steuererhöhungen von vorneherein ausgeschlossen sind, ebenso dass die Schuldenbremse zukünftig wieder eingehalten wird.
Die FDP steht für Entbürokratisierung (acht „Entfesselungspakete“, Abschaffung von rund 60 überflüssigen Gesetzen und Regelungen bis 2021 in NRW) und zukünftig weiter zu schaffende Freiräume für insbesondere mittelständische Unternehmen.
In der laufenden Legislaturperiode wurde u.a. das Mittelstandsförderungsgesetz novelliert; die Meistergründungsprämie wurde erhöht.
Ich fände es gut, wenn Sie durch Ihre Handwerksbetriebe konkrete Beispiele für unnötige, weiter bestehende bürokratische Lasten notierten, um anhand dieser Beispiele dagegen vorzugehen, s.a. Ihr Beispiel mit dem Frauen WC. Ich würde die Kreishandwerkerschaft dabei persönlich unterstützen.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Wir wollen den Bürokratieaufwand für das Handwerk und andere kleine Unternehmen deutlich reduzieren und vereinfachen. Regulierungen müssen stärker an der Betriebsgröße orientiert und dadurch Handwerksbetriebe spürbar entlastet werden.
Steuern und Sozialabgaben beruhen derzeit auf dem für das Handwerk entscheidendem Faktor Arbeit, während Kapitaleinkommen privilegiert werden. Eine gerechtere Einbeziehung von Kapitaleinkünften in die Erhebung von Steuern und Sozialabgaben (solidarische Bürgerversicherung) würde arbeitsintensive Branchen entlasten. Für die notwendigen bundespolitischen und internationalen Reformen setzen wir GRÜNEN uns seit langem auf allen Ebenen ein.

Matthias Goeken (CDU)
Wir wollen eine echte Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung erreichen. Die dualen Studien- und Berufsausbildungsgänge in Kombination mit dem Erwerb des Meisterbriefs sind bereits innovative Ansätze, die in NRW umgesetzt wurden. Diese möchten wir erfolgreich weiterentwickeln. Unser Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für die betriebliche Aus- und Weiterbildung weiterhin konsequent zu verbessern. Wir haben in NRW bereits dafür gesorgt, dass die Grund- und Fachstufenlehrgänge der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung im Handwerk stärker gefördert werden. Das Land übernimmt nun ein Drittel der Kosten – das sind für das Jahr 2022 zum Beispiel rund 7 Millionen Euro mehr.

Nora Wieners (SPD)
Für uns sind Master und Meister:in ebenbürtige berufsqualifizierende Abschlüsse, die gleichermaßen gesellschaftlichen Respekt und Anerkennung verdienen. Aus dieser Überzeugung heraus werden wir die Meisterausbildung, nach dem Vorbild des Masters an der Hochschule, von Kosten befreien. Das Land wird die Kosten übernehmen, die Meister:innen bei ihrer Ausbildung, nach Abzug des bewährten Meister-BAföG und anderer Förderungen, entstehen. Die Zahl der Studienstandorte für Lehramt am Berufskolleg wird erhöht, ergänzend sollen Hochschulen für angewandte Wissenschaften auch Lehrkräfte ausbilden.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Der Meister muss mit dem Master gleichgestellt werden.
Im Haushalt 22 werden über 700 zusätzliche Stellen für die berufliche Bildung geschaffen.
Die berufliche Bildung muss gerade auch in den ländlichen Regionen gefördert werden. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das Berufskolleg in Brakel, dessen Leiter Herr Urhahne einen ausgezeichneten, überdurchschnittlichen Einsatz in diesem Sinne mit seinem Team bietet.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Nachhaltigkeit und Reparierbarkeit sind die wichtigsten Produkteigenschaften für die Zukunft. Hier wird das Handwerk für unsere regionalen Kreisläufe wieder an Bedeutung gewinnen. Deshalb wollen wir mehr Themen von Handwerk, Ausbildungsberufen und Unternehmertum in die Bildungsarbeit der Schulen auch an den Gymnasien integrieren.
Wir streben die Gleichstellung von betrieblicher und akademischer Ausbildung an durch Angleichung der Rahmenbedingungen für Azubis und Studierende an (Azubi-Bafög, Ticket, Erasmus für Azubis) wollen wir Ausbildung attraktiver machen.
Wir wollen die Meisterausbildung dem Bachelor gleichstellen und fordern, dass sie zukünftig analog nahezu kostenlos ist.

Matthias Goeken (CDU)
Nur wenn junge Menschen die Chancen nicht nur der akademischen, sondern gleichwertig die der beruflichen Bildung ergreifen, gelingt uns die Fachkräftesicherung. Mit der weltweiten nordrhein-westfälischen Fachkräfteoffensive für unser Land mit der Kampagne „Neue Chancen NRW“ starten, wollen wir mehr Fachkräfte gewinnen. Zudem werden wir die duale Ausbildung weiter stärken. Dazu gehört auch die Absicherung kleiner Fachklassen im Handwerk. Darüber hinaus werden wir zukünftige Handwerksmeisterinnen besonders fördern – unter anderem durch die Förderung der Meisterausbildung mit einem „Meister-Bonus“ in Höhe von 3.000 Euro und durch die attraktiver gestaltete Meistergründungsprämie.

Nora Wieners (SPD)
Wir brauchen eine Offensive „Das gute Handwerk“. Darin sollte sowohl die Leistungsfähigkeit der Handwerksunternehmen als auch die Attraktivität des Handwerksberuf positiv dargestellt werden. Dies beginnt bereits bei der Ausbildung. Ausbildungsbetriebe sollen eine finanzielle Entlastung erfahren, wenn sie ausbilden. Dann gilt es auch die Menschen an sich zu binden und das umfasst beispielsweise die Anpassung von Arbeitszeit und Gehalt, Aufstiegsmöglichkeiten sowie die Vielfältigkeit der Aufgaben. Die Aufstiegschancen werden vom Land durch die Übernahme der Meister:innenschule unterstützt.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Die FDP steht für gezielte bedarfsgerechte Einwanderung, wie Schaffung einer Serviceagentur zur Fachkräfteeinwanderung und gezielte Jobbörsen.
Die berufliche Bildung ist der akademischen gleichzustellen und zu fördern, s.2. („Meister = Master“).
Die MINT-Fächer und digitale Kompetenzen wollen wir stärken.
Weiteres Vorantreiben der Maßnahmen des „Innovationsdialogs Handwerk NRW“.
Förderung der beruflichen Bildung, (s.a. unten) Senkung der Eingangsgrößen für Berufsschulklassen.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Dem Fachkräftemangel wollen wir mit einer Fachkräfte- und Qualifizierungsoffensive begegnen. Hier schaffen wir Anreize für unterrepräsentierte Gruppen und eine verbesserte Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Dabei wollten wir Rahmenbedingungen verbessern, um Ausbildungen attraktiver zu machen. Hierzu zählen z. B. die Gleichstellung von Studium und Ausbildung, mehr und bessere überbetriebliche Praxisanteile, die Weiterentwicklung von Lerninhalten oder ein günstigeres Azubi-Ticket.

Matthias Goeken (CDU)
Für die Unternehmensnachfolge gibt es diverse Förder- und Beratungsprogramme. Zudem sind hier auch die Kammern und Innungsverbände gefragt. Damit mehr junge Menschen sich wieder selbstständig machen wollen, muss das wirtschaftspolitische Klima verbessert werden, zum Beispiel in Form von Bürokratieentlastungen. Ein Anreiz wurde bereits durch die CDU NRW geschaffen: Wir haben die Unternehmensnachfolge in den Gründerpreis NRW mit aufgenommen.

Nora Wieners (SPD)
Die Unternehmensnachfolge ist mit einem hohen Bürokratieaufwand verbunden, welcher deutlich abgebaut werden muss. Mit der Komplexität einer Übergabe sollen die Unternehmer:innen nicht alleine gelassen werden, sodass die Beratungsangebote der Kammern weiterhin unterstützt und ausgebaut werden müssen. Durch das Unterstützungsangebot kann eine Nachfolge professionell begleitet werden. Sofern kein:e Nachfolger:in benannt wurde, wird bei der Vermittlung zwischen Unternehmen und potentielle:r Nachfolger*in vermittelt. Wir wollen, dass junge Unternehmer:innen starten können und wenn es mal zur Bruchlandung kommt, dann geben wir gerne eine zweite, dritte oder immer neue Chance.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Die FDP unterstützt die Unternehmensnachfolge innerhalb und außerhalb der Familie, um bestehende Handwerksbetriebe fortzuführen und nicht zu belasten.
Es empfiehlt sich für jeden Handwerksbetrieb, der vor der Nachfolgefrage steht, sich mit darauf spezialisierten Fachleuten zu beraten. Dadurch können die vielen bestehenden Möglichkeiten, einen Handwerksbetrieb möglichst ohne Erbschafts- oder Schenkungssteuern und ohne Reibungsverluste zu übergeben, genutzt werden.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Nachfolge bedeutet für den Nachfolgenden bzw. Käufer oft die Situation wie bei einer Neugründung, d. h. er oder sie kann die bestehenden Fördermöglichkeiten einer Existenzgründung in Anspruch nehmen. Die da vorhandenen Möglichkeiten sollten daher gezielt um die Erforderlichkeiten bei einer Nachfolge erweitert und ausgebaut werden. Die Förderung aus der Arbeitslosigkeit, die Beratungs- und Begleitungsangebote sowie auch preiswerte Kredite für Existenzgründungen können da einen flankierenden Schub ermöglichen. Darüber hinaus sind bürokratische Hemmnisse bei Nachfolge- und Übergabeprozessen zu identifizieren und zu vermindern – diese Aufgabe kann nur gemeinsam mit den Unternehmen, den Kammern und Verbänden und der Politik sinnvoll angegangen werden, dafür setzen wir uns ein.

Matthias Goeken (CDU)
Hierfür wäre die Einführung einer Preisgleitklausel sowie verlässlicher Förderprogramme hilfreich. Es darf dabei vor allem nicht so verfahren werden, wie es aktuell bei der KfW-Förderung getan wurde.

Nora Wieners (SPD)
Wir haben bereits in der Corona-Krise gelernt, dass die Globalisierung der Wirtschaft auch Gefahren in sich birgt. Jahrzehntelang haben wir alle -oder fast alle- von der Globalisierung profitiert, diese ist jedoch nicht zwangsläufig nachhaltig. Da müssen wir sehr sensibel umsteuern. Ich setze mich zum Beispiel für regionale Wertschöpfungsketten und regionale Wertschöpfungszentren ein. Dort soll die Landwirtschaft und das Handwerk bessere Möglichkeiten einer regionalen Vermarktung bekommen.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Die FDP steht für soziale und freie Marktwirtschaft. Das beinhaltet Setzen der Rahmenbedingungen bei möglichst wenig Eingriff des Staates in die Märkte. Jeder einzelne Handwerksbetrieb ist gefragt, wie er die Herausforderungen des Marktes am besten bewältigt. Bisher hat das Bauhandwerk Corona-Krise und Lieferengpässe gemeistert und wird diese auch in nächster Zukunft meistern.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Wir brauchen eine tiefgreifende ökologische Transformation, mit fairen Rahmenbedingungen, die KU nicht überproportional belasten. Anstatt die Kosten der Energiewende fair zu verteilen, verteuert die Bundesregierung seit Jahren, mit Ausnahmen für große, energieintensive Unternehmen, die EEG-Umlage für die kleinen Unternehmen. Wir hingegen wollen, dass nachweislich nur Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, Vergünstigungen erhalten. Gleichzeitig planen wir die Absenkung der Stromsteuer im Rahmen einer fairen CO2-Bepreisung. Dies würde vor allem KU helfen, die bisher nicht von Stromsteuer-Gutschriften profitieren. Wer sich für die Energiewende engagiert und eigenen Strom erneuerbar erzeugt – zum Beispiel über die Photovoltaikanlage auf dem Dach –, soll dafür keine EEG-Umlage mehr zahlen müssen. Die kleinen Betriebe der Nahversorgung wollen wir mit Fördermaßnahmen für energieeffiziente Anlagen unterstützen.

Matthias Goeken (CDU)
Unser Land muss ein Ort sein, an dem Mädchen und Frauen die besten Chancen auf eine verlässliche Bildung und einen sicheren Arbeitsplatz mit fairen Löhnen haben und an dem sie immer sicher und geschützt sind. Bürokratische Hürden, die dafür sorgen, dass Frauen eine Ausbildungsplatz nicht wahrnehmen können, müssen beseitigt bzw. gelockert werden. Für die Schaffung von Ausbildungsplätzen können Betriebe zudem eine Förderprämie erhalten.

Nora Wieners (SPD)
Beginnend mit den Damen-Toiletten gibt es bereits die Regel, dass Betriebe bis zu 9 Beschäftigen „Unisex-Toiletten“ anbieten können, sodass kleine Unternehmen keine extra Toiletten einrichten müssten. Eine getrennte Benutzung muss dann gewährleistet sein. Darüber hinaus ist die Einrichtung von frauenspezifischen Ein- und Vorrichtungen wichtig, um auch Frauen für das Unternehmen gewinnen zu können. Eine echte Chancengleichheit gibt es nur, wenn Frauen dementsprechend berücksichtigt und gefördert werden. Das Land muss an dieser Stelle unterstützen.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Als Klogroßhändler freue ich mich natürlich über jedes zusätzliches WC, welches vom Handwerk eingebaut wird! :)
Als Unternehmer sage ich: Man sollte nicht jede Vorschrift genauestens einhalten, die sich irgendwelche Bürokraten in ihren Schreibstuben ausgedacht haben. Es muss der normale Menschenverstand weiterhin gelten.
Auf der anderen Seite wird sich jeder Handwerksbetrieb überlegen, mit welchen Maßnahmen er für (auch weibliche) Auszubildende und Fachkräfte attraktiv sein kann.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Die „fehlende Damentoilette“ steht sinnbildlich für eine Stufe in einem noch am Anfang stehenden Prozess, der die ehemals typisch „männlichen“ Berufen gerade im Handwerksbereich sehr langsam aber dennoch stetig auch für weibliche Auszubildende attraktiv machen soll. Alles beginnt dabei im Kopf und wird größtenteils über Sprache geregelt. Hier sind Umdenken, neu denken und vor allem eine bundesweit angelegte Marketingstrategie als unterstützende Möglichkeiten denkbar. Der Wunsch des Handwerks nach weiblichen Auszubildenden sollte dadurch sowohl mehr in das Bewusstsein der Frauen aber auch der Gesellschaft gebracht werden; Berufswahlentscheidungen werden auch von den Eltern maßgeblich mit beeinflusst. Genau so bedeutend ist, dass die vielen Innovationen und Veränderungen in den Anforderungen, die in den einzelnen Berufen gestellt werden, stärker kommuniziert werden. Manches Berufsbild stimmt mit den landläufigen Vorstellungen schon lange nicht mehr überein. Die vorhandene Attraktivität manches Berufs eben auch für weibliche Auszubildende und künftige Mitarbeiterinnen bleibt daher schlicht unentdeckt. Und um zur Damentoilette zurück zu kehren, haben unsere Nachbarn in Frankreich dazu eine pragmatische Lösung parat – anstatt Damen- und Herrentoilette zu trennen, sind dort häufig „Unisex“-Toiletten zu sehen.

Matthias Goeken (CDU)
Hierbei ist unter anderem die Lobby-Arbeit der Unternehmen und Handwerksmeister entscheidend. Je mehr diese sich in die politische Arbeit einbringen und ihre Themen platzieren, umso mehr Gehör werden sie auch finden. Die Zusammenarbeit mit den NRW Spitzenverbänden Handwerk.NRW und Unternehmerverband Handwerk funktioniert hervorragend und aufgrund dessen konnten bereits viele wichtige Entschlüsse auf der Landeseben gefasst werden.

Nora Wieners (SPD)
Wir stärken die Transparenz der politischen Willensbildung durch ein Lobbyregister und einen legislativen Fußabdruck. Darüber hinaus wird die Zusammenarbeit mit den Kammern vor Ort sowie mit den Gewerkschaften ausgebaut. Im Rahmen des Netzwerks findet ein regelmäßiger Austausch auf Augenhöhe statt. Durch die politische Stärkung des Handwerks erfährt der Bereich mehr Aufmerksamkeit und wird stärker berücksichtigt. Insbesondere bei öffentlichen Auftragsvergaben muss sich daran orientieren werden, was dem heimischen Handwerk dient.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Unterstützung oder Subventionen (in diesem Falle Auto-Prämien) einzelner Betriebe oder Branchen sind aus marktwirtschaftlicher Sicht immer mit einem Fragezeichen zu sehen.
Die gute Regelung für Kurzarbeit in Deutschland hat einiges in die Richtung bewirkt, dass Betriebe in einer schwierigen Branche die Corona-Zeit überstehen konnten.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Sie haben die Lösung Ihrer Frage bereits angedeutet – Lobby-Arbeit in den einzelnen Branchen wird unterschiedlich betrieben und zeigt daher auch unterschiedliche Ergebnisse. Gerade beim Verteilen von Geld in Krisenzeiten wie in der Pandemie wird deutlich, dass sonst funktionierende Mechanismen wie „Verteilungsschlüssel“, „Bewertungskriterien“, „Proporzen“ usw. schlecht oder nicht mehr funktionieren. Hier anzugeben, eine „Lösung“ parat zu haben, wäre nicht lauter. Aber in der Rückschau der Abläufe zu lernen und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen, das ist ein Weg, der eingeschlagen werden kann und muss. Diesen Weg wollen wir proaktiv unterstützen.

Matthias Goeken (CDU)
Um diverse Berufsausbildungsgänge wohnortnah anbieten zu können, wollen wir in Zukunft kleine Fachklassen sicherstellen. Durch die Corona-Pandemie wurde dies bereits praktiziert und hat sich bewährt. Durch die Möglichkeit, kleinere Klassen zu bilden, entfällt auch die Ungleichbehandlung zwischen dem ländlichen und dem urbanen Raum.

Nora Wieners (SPD)
Betriebe, Berufskollegs und die Politik müssen gemeinsam die wachsenden Berufsbilder evaluieren und ggf. anpassen. Die Anzahl an Berufsausbildungsgängen steigt, während die Anzahl der Auszubildenen pro Ausbildungsgang sinkt. Eine Lösung könnte die modulare Berufsausbildung sein, im Rahmen dessen die Spezialisierung in einzelnen Modulen während der Ausbildung oder im 2. bzw. 3. Ausbildungsjahr erfolgt. Anschließend sollten wir uns gemeinsam die sogenannten Bezirksfachklassen widmen. Hier brauchen wir mehr Flexibilität. Eine starre Grenze von Mindestschülerzahlen ist nicht sinnvoll, wenn z.B. eine Steigerung der Azubi-Zahlen absehbar ist.

Friedrich-Wilhelm Hörr (FDP)
Der ländliche Raum mit seinen besonderen Funktionen wie z.B. Nahrungsmittelversorgung, Energieversorgung, CO2 Speicher ist generell besonders zu unterstützen.
Um das Handwerk und seinen Nachwuchs im ländlichen Raum zu halten, erscheint es sinnvoll, auch im Kreis Höxter und in anderen ländlichen Regionen die Eingangsgrößen der Berufsschulklassen zu senken.
Ebenfalls wird es – wie ja auch praktiziert – sinnvoll sein, dass die Berufskollege Brakel und Höxter aus NRW mit Holzminden aus Niedersachsen zusammenarbeiten.

Uta Lücking (Bündnis 90/Die Grünen)
Bereits seit Jahren fordern wir GRÜNEN, dass hier ein Umdenken mit differenzierten Lösungen für den ländlichen Raum aber auch für Regionen, die an anderen Bundesländern oder gar Staatsgrenzen gelegen sind, die genau diesen spezifischen Umständen Rechnung tragen. Hier kann nicht alles landeseinheitlich behandelt werden, da es von den Rahmenbedingungen her ungleich ist. Dabei wäre die Absenkung der Klassenfrequenzzahlen sicherlich eine überlegenswerte Position, die wir aktiv unterstützen wollen. Weiterhin müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Aufnahmeverfahren über Länder- und Staatsgrenzen hinweg flexibler gestaltet werden. Eine echte regionale Schulentwicklungsplanung über die Weser hinweg könnte versuchsweise als Modell erprobt werden, um ein attraktives Angebot in der Region Höxter/Holzminden vorzuhalten.
Eine weitere Möglichkeit zur Entspannung der schulischen Situation im Bereich der Klassenfrequenzzahlen wäre die grundsätzliche Gestattung, allgemeinbildende Fächer (Deutsch/ Kommunikation/Sport/Religion/Ethik usw.) berufs- und lehrplanübergreifend zu unterrichten – das brächte Einsparungspotentiale und könnte damit den fachbezogenen Unterricht indirekt „mit ermöglichen“.

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