Ausbildungsberufe im Handwerk

Teil 14: Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik sind für eine nachhaltige Zukunft im Einsatz

Die Fortschrittmacher

Höxter. Ohne sie geht eigentlich nichts mehr: Ob es sich um E-Mobilität, Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen, smarte Anwendungen oder vernetztes Energie-Management handelt – die Elektro-Handwerkerinnen und Elektro-Handwerker gelten vor allem in Hinblick auf Klimaschutz und Energiewende als echte Fortschrittmacher. Mit vielen technologischen Innovationen trägt das E-Handwerk maßgeblich dazu bei, Energie effizient zu nutzen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und digitale Lösungen in Gebäuden nutzbar zu machen.

Große Aufgaben und ein großer Fachkräftebedarf, so auch im Kreis Höxter. Zwar lernen dort aktuell in 27 Unternehmen (55 Betriebe sind in der Innung) 92 junge Leute im Elektronik-Handwerk, doch angesichts der ambitionierten Klimaziele der Politik müssten es viel mehr Auszubildende sein, um die nachhaltigen Innovationen im Sinne der Energiewende auszuführen.

Technisch affin

Das meint auch Philip Laufer. Der 23-Jährige gehört zu den erfolgreichen „Fortschrittmachern“ im Kreis, seit vergangenem Spätsommer hat er sogar seinen Meisterbrief als Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik in der Tasche. Er freut sich nun, mit dem Team von LNL Elektrotechnik GmbH & Co.KG in seinem Job richtig durchstarten zu können. Denn eines weiß er inzwischen sicher: „Unser Beruf in der Elektronik ist ausgesprochen vielfältig, modern und extrem zukunftssicher“, zählt Philip Laufer die Vorteile auf. Und wer technisch ambitioniert sei und Lust habe, an einer nachhaltigen Zukunft mitzuwirken, der sei im E-Handwerk genau richtig.

Philip Laufer ist ein echtes „Elektrokind“. Schon von Kindesbeinen an hat er mit dem Handwerk enge Berührungen gehabt, schließlich ist sein Vater Jörg Laufer einer der Inhaber des renommierten Elektrofachgeschäftes mit 15 Mitarbeitern in der Westerbachstraße. „Wenn Philip Sommerferien hatte, habe ich gesagt, ich fahre morgen früh um 7 Uhr los, und wenn du mit in die Firma willst, musst du aufstehen“, erinnert sich Jörg Laufer an vergangene Zeiten.

Und tatsächlich: Philip Laufer stand am nächsten Tag pünktlich um 7 Uhr auf der Matte. „Ich fand die Arbeitsabläufe total spannend und interessant, bin sogar mit den Kollegen auf die Baustellen gefahren und habe geholfen“, so der heute 23-Jährige, der seine Leidenschaft für die Elektrotechnik nicht verloren hat. „Es hat mir schon immer Spaß gemacht, Schaltpläne durchzusehen und an Schaltsystemen herumzutüfteln“. Man wolle ja schließlich wissen, wo der Fehler liegt, wenn etwas in Sachen Strom nicht richtig funktioniert.

Nach Praxis wieder zur Meisterschule

So folgte die Lehre im väterlichen Betrieb – „da muss man schon mehr leisten als andere, aber das war kein Problem“, so Philip Laufer, der sich ganz bewusst dafür entschieden hat, nach einigen Gesellenjahren mit der Meisterausbildung die Karriereleiter hinaufzusteigen. „Ich hatte inzwischen viel praktische Erfahrung gesammelt, und schließlich war es an der Zeit, wieder ein bisschen mehr zu lernen“, so der 23-Jährige, der trotz viel „Büffelei“ an der Meisterschule in Oldenburg nach eigenen Angaben dort eine „Super Zeit“ mit anderen angehenden Meistern hatte.

Steckbrief Elektronikerin/Elektroniker

Voraussetzungen: Fundierte Mathe- und Physikkenntnisse, technisches Verständnis, handwerkliches Geschick, logisches und visuelles Denkvermögen. Sorgfältiges, vorsichtiges und verantwortungsvolles Arbeiten (Strom!!!).

Schulbildung: Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. In der Praxis stellen die Unternehmen meist Auszubildende mit mittlerem Schulabschluss ein.

Ausbildung: In der Regel dauert die duale Ausbildung 3,5 Jahre. Bei guten Leistungen oder Abitur/Fachabitur kann die Ausbildung verkürzt werden. Das Berufsbild Elektronikerin oder Elektroniker, Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik, ist seit 2021 als Ausbildungsberuf im Handwerk neu dazugekommen und gilt als anerkannter Nachfolgeberuf des klassischen Elektroinstallateurs.

Aufgaben: Die Elektroniker/innen schließen Waschmaschinen und Herde an, planen und installieren Gebäudeleitsysteme und Datennetze, programmieren und konfigurieren die Steuer- und Regelungseinrichtungen von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Zudem installieren sie Antennen, Empfangs- und Breitbandkommunikationsanlagen. Innerhalb von Wartungsarbeiten prüfen sie gebäudetechnische Systeme und stellen diese, wenn nötig, neu ein. Bei Störungen ermitteln sie die Ursachen und setzen Systeme und Anlagen wieder instand.

Perspektiven: E-Handwerkerinnen und E-Handwerker gelten als inzwischen als echte Experten für vernetztes, gewerkeübergreifendes Arbeiten, das im Zuge komplexer werdender Systeme in Zukunft an größerer Bedeutung gewinnen wird. Zudem sind die Karrieremöglichkeiten vielfältig. Einerseits bringt die Meisterausbildung die Handwerker nach vorne, andererseits auch Weiterbildungen beispielsweise zum Techniker der Fachrichtung Elektrotechnik, Fachwirt für Solartechnik, zum technischen Fachwirt oder technischen Betriebswirt. Auch Studiengänge der Elektrotechnik sind möglich.

In der Werkstatt: Elektrotechnikermeister Philip Laufer (23) ist auch zum vorbereitenden Arbeiten der einzelnen Installationen im Einsatz, hier an einer stationären Tischbohrmaschine mit angeschlossener Steuerung. Foto: Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg/M. Schäfer

Technologie der Zukunft: An einem Modell im Fachbetrieb von LNL führt Elektrotechnikermeister Philip Laufer vor, wie eine Smart-Home-Lösung in der Wohnung digital gesteuert werden kann. Foto: Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg/M. Schäfer

Smart Home wird immer mehr

Und heute? Da ist Philip Laufer als Elektroniker gut beschäftigt. Nicht nur klassische Elektro-Installationen sowie Service und Beratung füllen die Auftragsbücher von LNL, sondern vermehrt auch Smart-Home-Anwendungen und ein intelligentes Energiemanagement, bei denen man digital die gesamten Abläufe in Bad, Küche, Wohn- und Kinderzimmer vernetzen und zentral steuern kann – meist per Smartphone, Tablet oder sogar Sprachassistent.

Nicht nur Lebensqualität und Wohnkomfort werden durch diese automatisierten Verfahren erhöht, sondern auch die Sicherheit. „Auch die effizientere Energienutzung aufgrund vernetzter und ferngesteuerter Geräte ist ein wichtiges Ziel“, so Philip Laufer, der absolut davon überzeugt ist: „Das ist die Technologie der Zukunft.“ Irgendwann könnten wir uns wahrscheinlich ein Leben ohne Smart-Home-Systeme kaum vorstellen, ein vernetztes Zuhause sei für uns dann genauso alltäglich wie das Smartphone, der PC, Kühlschrank, die Waschmaschine oder die Steckdose.

Aufgaben durch Energiewende

Um die Smart-Home-Technologie wie auch den Anteil an erneuerbaren Energien in der Stromversorgung künftig steigern zu können, das heißt klimarelevante Tätigkeiten wie die Installation der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge, der Einbau einer Wärmepumpe oder eine Photovoltaik-Anlage auf das Dach zu bringen, braucht es vor allem – kluge Köpfe im Handwerk. „Wir brauchen mehr qualifizierte Mitarbeiter, denn durch das gewerkeübergreifende Arbeiten wächst auch die Fülle an Herausforderungen“, weiß Jörg Laufer aus der alltäglichen Praxis. „Wir als E-Handwerker sind übrigens die ersten auf der Baustelle und die letzten, die dann das Licht einschalten.“

Philip Laufer kann sich jedenfalls nichts anderes vorstellen, als sich künftig in den vielfältigen Elektrobereichen zu beweisen. „Ich verstehe auch nicht, warum Jugendliche diesen zukunftsweisenden und komplexen Beruf anscheinend nicht interessant genug finden.“ Es sei doch wie fast überall: „Wenn man sich reinkniet und richtig Leistung erbringt, lässt sich im Handwerk gutes Geld verdienen.“ Und: Eine elektrohandwerkliche Ausbildung sei eine tolle und sinnstiftende Alternative zum Studium, das kann Philip Laufer aus eigener Erfahrung nur bestätigen.

2023-04-18T10:35:31+02:0020.03.2023|Kategorien: Ausbildungsberufe im Handwerk, Ausbildung, KH-News|Tags: |

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