Teil 4: Leona Gogrewe wird Expertin für schöne Räume
Für ein Zuhause zum Wohlfühlen
Ob Sofa, Gardinen, Sonnenschutz oder Fußböden, wenn am Ende des Tages alles passt, schön aussieht und dazu noch richtig gut miteinander harmoniert, ist Leona Gogrewe rundum zufrieden. Die 20-Jährige aus Lauenförde steht kurz vor ihren zweiten Ausbildungsjahr beim Raumausstatter-Meister Andreas Gogrewe in Amelunxen. Und sie ist damit eine Ausnahme, denn in den lediglich 13 Mitgliedsbetrieben der Raumausstatter-Innung lernen nur noch vier Auszubildende den Beruf. „Es gibt auch weniger Betriebe auf dem Markt und damit auch zu wenig Ausbilder“, so Andreas Gogrewe, der auch als Obermeister der Raumausstatter-Innung im Kreis Höxter die Lage im Blick hat. Nachwuchs wird also auf beiden Seiten dringend gesucht.
Vielseitiger Job
Leona Gogrewe jedenfalls hat sich ganz bewusst für den Beruf der Raumausstatterin entschieden. „Das Schöne ist, dass dieses Handwerk vielfältiger ist, als ich je gedacht habe“, schwärmt sie. In der Werkstatt schneidet Leona Gogrewe Stoff zu und vernäht ihn, dann polstert sie einen alten Stuhl neu, später berät sie einen Kunden, welche Rollos am besten an die Fenster passen. Am nächsten Tag verlegt die 20-Jährige beim anderen Kunden Teppich auf den Boden, hängt passende Vorhänge auf und installiert mit den Kollegen noch einen effektiven Sonnenschutz. „Kein Tag ist wie der andere, und wenn dann alles so klappt, wie ich mir das vorstelle, freue ich mich“, sagt die junge Frau, die es schätzt, ihre eigenen Ideen in das kreative Handwerk einbringen zu können.
Stilsicher und kreativ
Kreativität sei wichtig, meint auch ihr Chef, Andreas Gogrewe. „Ebenso wichtig sind allerdings kommunikative Elemente, Höflichkeit und gute Umgangsformen sowie ein ansprechendes äußeres Erscheinungsbild, schließlich sind wir viel im Kundenkontakt“, betont Gogrewe und ergänzt: „Bei Leona stimmt das alles, dazu kommt noch, dass sie gut anpacken kann, ein gutes Stilbewusstsein hat und ihr die Arbeit gut von der Hand geht.“
Dabei wusste die Hochgelobte nach dem Abitur gar nicht genau, was sie machen wollte. Außer: „Von Schule hatte ich erst einmal genug.“ In den Ferien schnupperte Leona Gogrewe – sie stammt aus einer Handwerkerfamilie – in verschiedene Jobs hinein, unter anderem in die Mediengestaltung, absolvierte ebenso ein Praktikum im Kindergarten. Doch das hat sie alles nicht überzeugt.
Erst das einwöchige Praktikum bei Raumausstatter-Meister Andreas Gogrewe – Leonas Vater ist sein Cousin – ließ den Funken überspringen. „Dieser Einblick in den Raumausstatter-Beruf hat mir sofort gefallen, genau das konnte ich mir vorstellen.“ Dass es manches Mal körperlich anstrengend ist, schreckt Leona Gogrewe nicht ab. Im Gegenteil: „Es tut einem gut, was man weiß, was man abends geleistet hat.“
Steckbrief Raumausstatter-Handwerk, Schwerpunkt Raumdekoration, Licht-, Sicht- und Sonnenschutz sowie Schwerpunkte Polstern und Bodenlegen:
Voraussetzungen: Gespür für Design und Stil, Sinn für Kreativität, körperliche Fitness, räumliches Vorstellungsvermögen, handwerkliches Geschick und technisches Verständnis. Außerdem sollte man kommunikativ sein und gern mit Menschen zusammenarbeiten.
Schulbildung: mindestens Hauptschulabschluss oder Realschulabschluss, Abitur, Fachabitur.
Ausbildung: Die Ausbildungsdauer ist auf drei Jahre angelegt.
Aufgaben: Raumausstatter und Raumausstatterinnen sind in vielen Bereichen tätig. Es dreht sich alles rund ums Wohnen und die Inneneinrichtung von Gebäuden. Nach Kundenwünschen und entsprechenden Anforderungen ist man handwerklich in den Bereichen Polstern, Bodenlegen, Nähen von Gardinendekorationen, Wandbekleidung, Anbringen von Sicht- und Sonnenschutz und der Montage in Innenräumen zuständig.
Perspektiven: Immer mehr Menschen wünschen sich ein schönes Umfeld zum Leben und Wohnen. Deshalb können Raumausstatter und Raumausstatterinnen auch in Zukunft Räume mit Atmosphäre und Stil schaffen. Nach der Gesellenprüfung kann man in unterschiedlichen Betrieben arbeiten und sich fachliche und betriebswirtschaftliche Fortbildungen weiter spezialisieren. Neben dem Meister oder der Meisterin locken mögliche Studiengänge sind etwa Bildende Kunst, Bühnenbildnerei, Textil- und Bekleidungsdesign oder Innenarchitektur. Und natürlich stehen als Raumausstatter und Raumausstatterin die Türen zur Existenzgründung offen.
Neuer Glanz für alte Stühle: Leona Gogrewe hat ein Händchen für das Polstern mit schönen Stoffen. Zur perfekten Ausrüstung gehören neben Maßband, Hammer, Schere, Zange und Ziernägeln der Polstertacker mit passenden Tackerklammern.
Nicht ohne Staub und Schmutz
Und sich Hände und auch Kleidung, beispielsweise beim Rausreißen alter Böden, schmutzig zu machen, ist für die 20-Jährige kein Problem ebenso wenig wie die weite Anfahrt in die Berufsschule nach Herford. Viele potentielle Auszubildende, die sich in der Region für das Raumausstatter-Handwerk interessierten, schreckt das allerdings ab. Aber: „Die meisten bilden aber Fahrgemeinschaften, und dann klappt das schon“, weiß Leona Gogrewe, die in einer Klasse mit lediglich sieben Raumausstatter-Auszubildenden aus dem Raum Bielefeld, Herford und Paderborn lernt.
Die Lauenförderin will nach ihrer Lehrzeit erst einmal ein paar Jahre in ihrem Beruf arbeiten, die Ausbildung zur Meisterin wäre dann eine Option. „Und ich bin auch einem Studium, vielleicht der Architektur oder Innenarchitektur, nicht abgeneigt.“ Jungen Leute, die sich für eine Ausbildung in der die Raumgestaltung interessieren, rät sie: „Man sollte sich vorher alles anschauen und erste Erfahrungen sammeln, bevor man eine Ausbildung beginnt.“ Leona Gogrewe ist jedenfalls mit ihrer Umsicht gut gefahren und hat ihren kreativen Traumjob gefunden.