„Lockdown light“ – keine leichte Kost für das Handwerk …
Es ist wieder soweit: die Ministerpräsidentenkonferenz unter Führung der Bundeskanzlerin hat am 28.10.2020 innerhalb von 90 Minuten für den Monat November 2020 einen befristeten „Lockdown light“ beschlossen. Jeder Lockdown ist Gift für die Wirtschaft. Leider ist der angekündigte „Lockdown light“ in der akuten Situation nicht mehr zu vermeiden gewesen.
Die ausdrückliche Klarstellung der Politik, dass Handwerksbetriebe ihrer Tätigkeit auch in dieser Phase eines „Lockdown light“ weiter nachgehen dürfen, ist aus meiner Sicht der richtige Weg! Es geht doch darum, politisch angemessenen und zielorientiert zu reagieren, um das dramatisch steigende Infektionsgeschehen und die 2. Welle der Pandemie in den Griff zu bekommen. Mit Totalverboten jeglicher wirtschaftlichen Betätigung wird man jede Form der Wirtschaft in den Ruin treiben. Dies kann und darf nicht das Ziel der Politik sein.
Richtig ist es daher, dass ein pauschaler Lockdown über alle Gewerke und Betriebe vermieden worden ist. Eine ganz andere Strategie, wie z.B. das schwedische Modell, dass auf freiwillige Maßnahmen, keine Maskenpflicht ohne Schließung von Pflegeheimen bei gleichzeitiger Öffnung der Wirtschaft, führt zu bisher ähnlichen Zahlen und ebenfalls großen wirtschaftlichen Einbrüchen – bei gleichzeitig sehr hohen Todesraten. Für Deutschland halte ich dieses Modell für nicht geeignet. Hier sind mit dem erneuten Lockdown „light“ faktenbasierte und gezielte Maßnahmen mit Augenmaß zum Schutz großer Teile der Bevölkerung betroffen worden.
Trotzdem sind auch wieder viele Handwerksbetriebe von diesem erneut harten Einschnitt ab dem 02.11.2020 entweder direkt oder zumindest indirekt betroffen. Der kommende „Lockdown light“ wird z.B. die Betriebe des Lebensmittelhandwerks, die im Catering tätig sind oder die die Gastronomie beliefern sowie verbrauchernahe Dienstleister, wie die Kosmetikbereiche der Friseurbetriebe, wieder besonders stark treffen.
Natürlich ist uns allen klar, dass es bei der aktuellen 2. Welle der Pandemie und den auch im Kreis Höxter explodierenden Infektionszahlen um viel mehr als eine funktionierende Wirtschaft geht. Die Gesundheit und das Leben vieler Menschen steht auf dem Spiel!
Doch die Folgen für kleine und mittlere Unternehmen dürfen nicht übersehen werden. Die Existenzen von Selbstständigen sowie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hängen davon ab, ob die Betriebe in der Krise noch leistungsfähig bleiben können.
Dass nach der aktuellen Coronaschutzverordnung NRW vom 30.10.2020 Schulen und Bildungszentren weiterhin geöffnet bleiben können, ist für die Ausbildungsleistung unserer Betriebe von besonderer Bedeutung, gerade bei sinkenden Zahlen von Auszubildenden und dem sich bereits seit Jahren abzeichnenden Fachkräftemangel. Insofern ist diese politische Entscheidung der fortgesetzten Öffnung unserer handwerklichen Bildungsstätten eine Entscheidung für das Handwerk.
Bei den angekündigten Finanzhilfen von 10 Milliarden Euro, sollen auch kleine Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern 75% des Umsatzes des Vorjahresmonats (November 2019) erhalten. Für größere Betriebe soll die Hilfe entsprechend des EU-Beihilferechts ausgestaltet werden. Ich hoffe, dass die Zugangsvoraussetzungen diesmal so niedrig gehalten werden, damit möglichst viele Betrieben die Möglichkeit bekommen, die notwendige Unterstützungen zu beantragen. Hier bleibt es abzuwarten, ob die Politik aus den Fehlern der letzten Monate gelernt hat und die angekündigten Beihilfen und Unterstützungen auch wirklich schnell und unbürokratisch bei denen ankommen, die sie zum Überleben brauchen.
Ich hoffe, die getroffenen Maßnahmen reichen aus, die 2. Welle der Corona-Pandemie zu brechen und die Fallzahlen wieder auf ein – für die Ärzte, Gesundheitseinrichtungen und Behörden – kontrollierbares Maß herunterzufahren.
Sonst entsteht eine Dauerschleife zwischen Lockdown und Lockerung, die keiner will und wir werden in vierteljährlichen Abständen immer wieder in den Lockdown geschickt – mit katastrophalen Folgen für die Wirtschaft und damit auch für das Handwerk.
Helfen Sie daher mit, damit es nicht zum Äußersten kommt. Beachten Sie bitte die geltenden Regeln, nur dann werden wir gemeinsam diese Herausforderungen bestehen und die Krise möglichst unbeschadet überstehen.
Bleiben Sie gesund!
Ihr Gerald Studzinsky