Teil 11: Die Energiewender
Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ist eine Entscheidung für die Zukunft
Kreis Höxter/Ottbergen. Wirksamer Klimaschutz beginnt im Heizungskeller. Und neue effiziente Technologien helfen dabei, Ressourcen einzusparen und auch den eigenen Geldbeutel zu schonen. Ob Wärmepumpe, Pelletsheizung, Solarthermie, Brennstoffzelle oder Blockheizkraftwerk – die Innungsbetriebe der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) beraten im Alt- und Neubau ganz individuell über umweltfreundliche Heizungssysteme und sind so wichtige Ansprechpartner für Nachhaltigkeit und Energie-Effizienz in allen Bereichen der Haustechnik. Ohne qualifizierte Anlagenmechaniker oder Anlagenmechanikerinnen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik wäre die Umstellung alter Heizungsanlagen auf moderne Systeme überhaupt nicht denkbar. Dieser Beruf gilt als absolut klimarelevant und ist daher gefragt wie nie.
Die Zahlen des Nachwuchses in diesem Gewerk können sich im Kreis Höxter zwar sehen lassen – bei 38 aktiven Ausbildungsbetrieben lernen zurzeit 95 junge Leute im SHK-Handwerk – und dennoch: „Wir brauchen vor allem Leute, die Lust haben, etwas mit den Händen zu machen, etwas zu erreichen und dabei die Leidenschaft mitbringen, diesen Beruf und damit auch die Klimawende voranzubringen“, bringt es Heiner Ahrens von der Firma Ahrens Haustechnik GmbH & Co. KG in Ottbergen auf einen Nenner.
Beim Vater gelernt
Der 36-Jährige Heiner Ahrens ist 2017 in den Betrieb seines Vaters Josef als Geschäftsführer mit eingestiegen und leitet nun in vierter Generation das Familienunternehmen, das sich seit nunmehr 114 Jahren einen guten Namen rund um Wärme, Wasser und Luft gemacht hat. Das Team mit 16 Mitarbeitern sorgt dafür, dass in den Häusern der Region alles richtig fließt, läuft und heizt.
Heiner Ahrens allerdings hatte zunächst andere Berufswünsche. „Ich wollte am Anfang Rennfahrer werden und später Elektriker. Aber mit dem Strom, das war so eine Sache“, erinnert sich der heutige Ingenieur lachend. Da er bereits mit zehn Jahren stets mit auf den Baustellen unterwegs war, lag die endgültige Entscheidung sozusagen nah. Der junge Mann lernte beim Vater Zentralheizungs- und Lüftungsbauer, übrigens der letzte Auszubildende mit dieser Bezeichnung, die ja 2014 vom neuen Beruf Anlagenmechaniker abgelöst wurde. „Es war Fluch und Segen zugleich“, erinnert sich Heiner Ahrens an seine Lehrzeit. Denn beim Mitarbeiter-Team gelte man als Sohn des Chefs schnell als „Spion“. „Dabei wurde ich ganz bestimmt nicht bevorzugt, im Gegenteil“, erinnert er sich. Heute lernen bei Ahrens Haustechnik sechs Auszubildende, darunter auch zwei Migranten, die nach Angaben des Chefs sehr motiviert sind und gute Arbeit leisten.
Karriere sollte sein
Doch Heiner Ahrens selbst wollte noch mehr: So folgte nach der Ausbildung das Fachabitur und anschließend das Studium in der Energie-, Gebäude- und Umwelttechnik in Steinfurt. Den Studiengang „Technisches Management“ schloss Heiner Ahrens anschließend mit dem „Master of Engineering“ ab. „Das hat mich schon stolz gemacht, zeigt es doch, dass man im Handwerk Karriere machen kann“, so der 36-Jährige. Die handwerkliche Ausbildung habe ihm während des Studiums sehr geholfen. „Das war für mich sehr wichtig, konnte ich doch von den praktischen Erfahrungen zehren.“
Breites Spektrum
Im Handwerk wie in den SHK-Berufen sei kein Tag wie der andere, keine Baustelle wie die andere, kein Auftrag wie der andere. „Wir sind schon sehr breit aufgestellt“, bestätigt auch Seniorchef Josef Ahrens. Ob senioren- oder behindertengerechte Badezimmer, umweltschonende Heizsysteme, der Klimatisierung von Gebäuden und Wohnungen sowie optimales Smart-Home-Management, die Experten der Ahrens Haustechnik bieten Privat- wie Geschäftskunden ein weites Spektrum an Dienstleistungen an. „Und dafür brauchen wir Fachkräfte, die mit Leidenschaft und Kompetenz die Wünsche der Kunden und Kundinnen umsetzen können“, betont Josef Ahrens. Kommunikation sei im Kundenkontakt ein wesentlicher Teil, schließlich sei man oft in intimen und sensiblen Bereichen im Zuhause der Menschen im Einsatz.
Steckbrief Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
Voraussetzungen: Handwerkliches Geschick, logisches Denken, räumliches Vorstellungsvermögen, Teamfähigkeit, sorgfältiges Arbeiten, großes Interesse an Technik, Hygienebewusstsein und vor allem Motivation, in einem innovativen Beruf zu arbeiten.
Schulbildung: Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. In der Praxis stellen Handwerksbetriebe überwiegend Auszubildende mit Hauptschulabschluss oder mittlerem Bildungsabschluss ein.
Ausbildung: Die duale Ausbildung dauert 3,5 Jahre und kann grundsätzlich verkürzt werden.
Aufgaben: Anlagenmechaniker/-innen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bauen und warten Heizungs- und Belüftungsanlagen, Bäder und andere versorgungstechnische Anlagen. Außerdem sind sie Fachleute für deren Instandsetzung. Sie kümmern sich um die Wasserver- und entsorgung, das Aufstellen und Anschließen von Badewannen, Duschkabinen und Sanitäranlagen. Des Weiteren montieren sie Wärmepumpen, Holz-, Gas- und Ölheizkessel, inklusive der passenden Rohrleitungen. Ihr Fachgebiet umfasst auch Solaranlagen zur Brauchwassererwärmung sowie Heizungsunterstützung und deren Einbindung in bestehende Anlagen sowie die Prüfung und Installation elektrischer Baugruppen. Auch Serviceleistungen wie regelmäßiges Überprüfen von Einstellwerten und Emissionen gehören mit zu ihren Aufgaben. Außerdem beraten sie die Kundschaft und weisen diese auf neue Techniken, Produkte oder Einsparmöglichkeiten hin und informieren über zu erwartende Kosten. Zudem weisen die Experten ihre Kundschaft in die Bedienungsweise der Geräte ein.
Perspektiven: Anlagenmechaniker oder Anlagenmechanikerinnen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik gelten als Allrounder und bieten gerade jungen Leuten facettenreiche Zukunftsaussichten. Energiewende, Umwelt, Innovation, Technologie, Klimawechsel und Digitalisierung sind nur wenige Stichworte, die den Beruf spannend machen. Die SHK-Fachleute sind begehrte Ansprechpartner für Nachhaltigkeits- und Energiesparfragen in allen Bereichen der Haustechnik. Wer über eine Hochschulzugangsberechtigung verfügt, kann nach der Ausbildung verschiedene Studiengänge in Betracht ziehen. Auch der Schritt in die Selbstständigkeit nach einer Meisterprüfung ist möglich, beispielsweise durch Gründung, Übernahme oder als Teilhaber/in eines Betriebes der Heizungs-, Lüftungs-, Klimatechnik.
Im Keller:
Moderne Heizung zum Energiesparen: Der Juniorchef und Ingenieur für Gebäudetechnik Heiner Ahrens überprüft im Keller die Funktionsweise der neuen Wärmepumpe. Foto: Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg/M. Schäfer
Im Bad:
Ausbildungsberufe-im-Handwerk-Heiner-Ahrens-02:
Gelernt ist gelernt: Juniorchef Heiner Ahrens kann auf viele praktische Erfahrungen zurückblicken und auch einen Spülkasten reparieren, wenn Not am Mann ist. Foto: Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg/M. Schäfer
Solider Grundstock für Karriere
Und der Job sei echte Teamarbeit, man müsse sich aufeinander verlassen können. „Doch es ist doch auch schön, sich jeden Tag einen neuen Erfolg erarbeiten zu können?“ Wenn Josef Ahrens durch die Straßen Höxters geht, schaut er auf die einzelnen Häuser und weiß: Da habe ich das gemacht, da habe ich jenes eingebaut, und da habe ich genau das installiert. „Das war meine Baustelle, und diese Arbeit habe ich gut erledigt, das berechtigt einen doch stolz darauf zu sein“, animiert der Senior-Chef die jungen Leute, einmal ins Handwerk hineinzuschnuppern und dann vielleicht ihre Ausbildung genau dort zu beginnen.
Und auch der Junior-Chef bestätigt den Wert einer handwerklichen Ausbildung und gibt die Empfehlung: „Man erarbeitet sich einen soliden Grundstock, mit dem man später alles machen und mit dem sich auch später in vielen Studiengängen weiterentwickeln kann.“ Ingenieur Heiner Ahrens, der heute als Geschäftsführer verantwortlich zeichnet, ist sich jedenfalls absolut sicher: „Ich würde es immer wieder so und nicht anders machen.“