Teil 6: Maler- und Lackiererhandwerk: Marvin Linnemann lernt einen krisenfesten Beruf
Richtig Farbe bekennen
Marvin Linnemann zögert nicht eine Sekunde. Bei der Frage nach seinem Berufswunsch als Jugendlicher antwortet er voller Selbstbewusstsein: „Ein Bürojob wäre mir viel zu langweilig gewesen. Und ein Handwerk zu erlernen, stand schon immer an erster Stelle“. Da er längst weiß, was er will, hat der Brakeler natürlich seinen „Traumjob“ im Handwerk gefunden. Im dritten Lehrjahr ist der Auszubildende beim traditionsreichen Malermeisterbetrieb Josef Willeke GmbH & Co.KG. in Brakel-Gehrden beschäftigt und lernt im Maler- und Lackiererhandwerk.
Immer neue Herausforderungen
Das Schönste für den jungen Mann: Sein Arbeitsalltag sei stets durch Abwechslung geprägt. „Ich habe die Möglichkeit, an unterschiedlichen Objekten und an verschiedenen Orten zu arbeiten“, freut sich der Brakeler. Ganz gleich, ob Privathaus, Schule, Kindergarten oder große Wohnanlage, Marvin Linnemann streicht, tapeziert, saniert und restauriert – Wände, Decken, Böden und Fassaden. Wind und Wetter scheut er nicht, Innen Außen sorgt er für einen neuen schicken Look, er erfüllt für viele Wohn- und Lebensträume.
Mehr als Pinsel schwingen
Und im Maler- und Lackiererhandwerk steckt inzwischen weitaus mehr als die klassischen Malerarbeiten am Tapeziertisch und mit Pinsel, Leiter und Spritzpistole. Kreativität, technische Fähigkeiten, gute Materialkenntnisse und das genaue Prüfen, Bewerten und Vorbereiten von Untergründen gehören ebenso dazu wie beispielsweise das Lackieren von Holz-, Metall- und Kunststoffteilen oder Dämm-, Putz- und Montagearbeiten.
Auch bei Brand- und Wasserschäden müssen Maler- und Lackierer wissen, wie man vorgeht, um das Gebäude wieder herzustellen. Marvin Linnemann hat kein Problem damit, neue Aufgaben zu stemmen. Er nimmt die Herausforderungen an und ist mit Engagement bei der Sache. „Er zeigt viel Eigeninitiative, ich kann wirklich nicht klagen“, beurteilt ihn auch sein Chef, Malermeister Hubertus Willeke, der bereits lange Jahre junge Leute ausbildet.
Aber das war nicht immer so. Der heute 19-Jährige hatte im zweiten Lehrjahr auch mal einen „Durchhänger“, hat sich eine kleine Auszeit genommen. „Das kann passieren“, meint Hubertus Willeke rückblickend und sagt auch: Die Jugendlichen müssten Erfahrungen im Leben sammeln, und da ginge es mal hoch und auch mal runter.
Der junge Brakeler hat inzwischen jedenfalls wieder den Dreh bekommen, seine Ausbildung im Gehrdener Malerbetrieb fortgesetzt und ist wieder voll bei der Sache. „Meine Eltern haben mich von Anfang an unterstützt“, berichtet der 19-Jährige und ergänzt: „Sie hätten sich sehr gewundert, wenn ich nicht ins Handwerk gegangen wäre.“ Ferienjob und verschiedene Praktika waren zu Beginn der Jobsuche gute Entscheidungshilfen, um für Marvin Linnemann festzustellen, dass Maler und Lackierer wirklich der Beruf ist, der auf Dauer viel Spaß machen kann.
Individuell gestalten
Zu Hause in der Familie hat der Brakeler – der Vater ist selbst Maurer – stets viel mitgeholfen, wenn Renovierungsarbeiten anstanden. „Inzwischen habe ich mir ja schon viele Kenntnisse angeeignet und kann diese inzwischen richtig professionell anwenden“, freut sich Marvin Linnemann über „Synergie-Effekte“ seines kreativen Jobs. Auch die Beratung von Kunden und Kundinnen macht ihm Spaß. „Schließlich kann man individuell etwas gestalten, ganz gleich, ob es nur ein Raum ist oder eine Wohnanlage“. Am Ende des Tages sei es das Beste zu sehen, was für ausdrucksvolle Räume man als Handwerker erschaffen hat. „Das macht zufrieden und glücklich“, sagt Marvin Linnemann.
Und Meister Hubertus Willeke bestätigt: „Wir als Maler- und Lackierer liefern keine Fließbandarbeit ab, sondern bringen im besten Fall das Einzigartige des Umfeldes mit unseren vielfältigen Mitteln zur Geltung.“ Es sei in jedem Fall – das habe auch die Corona-Pandemie gezeigt – ein absolut krisensicherer und zukunftsweisender Beruf, der jungen Menschen facettenreiche Möglichkeiten bietet, sich auch in ihrer Kreativität zu entfalten. Marvin Linnemann will auf jeden Fall nach seiner Lehre im Job bleiben und als künftiger Geselle noch viele Erfahrungen in der bunten und facettenreichen Welt der Maler und Lackierer sammeln.
Steckbrief Maler- und Lackierer-Handwerk:
Fachrichtungen: Gestaltung und Instandhaltung, Energie-Effizienz und Gestaltungstechnik, Kirchenmalerei und Denkmalpflege, Bauten- und Korrosionsschutz sowie Ausbautechnik und Oberflächengestaltung.
Voraussetzungen: Geschicklichkeit, Sinn für die Wirkung von Formen und Farben, räumliches Vorstellungsvermögen, Einfallsreichtum und Improvisationsfähigkeit, keine Allergien auf chemische Stoffe und Farben, zeichnerische Fähigkeiten und gute Kenntnisse in Mathematik sind vonnöten. Und teamfähig sollte man sein.
Schulbildung: In der Praxis stellen Betriebe – je nach Fachrichtung – überwiegend Auszubildende mit Hauptschulabschluss, Abschluss der Mittelschule oder Hochschulreife ein.
Ausbildung: Die Ausbildungsdauer ist auf drei Jahre angelegt. Auf Antrag kann bei entsprechenden fachlichen Leistungen und schulischen Voraussetzungen die Ausbildungszeit verkürzt werden.
Aufgaben: Maler und Malerinnen sowie Lackierer und Lackierinnen haben vielfältige Aufgaben: Sie gestalten, beschichten und bekleiden Innenwände, Decken, Böden und Fassaden von Gebäuden. Sie halten Objekte aus den unterschiedlichsten Materialien instand oder geben ihnen durch farbige Beschichtungen eine neue Oberfläche. Außerdem versehen sie Gebäude mit einem Wärmedämm-Verbundsystem, das Energie einspart, bringen Schutzbeschichtungen an Bauten und Stahlkonstruktionen an, die vor Zerfall bewahren und auf diese Weise den Rohstoffverbrauch senken. Daneben sanieren sie schadhafte Oberflächen an Gebäuden, Balkonen, Treppen und Brücken, wenn der Beton zu bröckeln beginnt.
Perspektiven: Wer in diesem Tätigkeitsfeld Fuß fassen will, kann unter zahlreichen Stellenangeboten wählen, denn durch die hohe Nachfrage nach Handwerkern ist auch der Bedarf an Innenausbau sowie Maler- und Fassadenarbeiten weiterhin hoch. Man kann sich nicht nur zum Meister oder zur Meisterin weiterqualifizieren, sondern hat ebenso die Möglichkeit, ein Studium an Fach- und Hochschulen aufnehmen. Folgende Studiengänge sind beispielsweise möglich: Werkstofftechnik Korrosion, Korrosionsschutz/ Innenarchitektur/ Baudenkmalpflege, Bauerhaltung/ Restaurierung/ Visuelle Kommunikation, Kommunikationsdesign/ Industrial Design/ Anlagen- und Verfahrenstechnik/ Wirtschaftsingenieurwesen. Auch ein beruflicher Aufstieg im Betriebsmanagement für Farbtechnik oder in der Technik für Farb- und Lacktechnik ist möglich.